FOP 2024

Foto: Lisa Jockusch

Am Freitagabend nach der Probe gibt es ein Kennenlernspiel. Auweh, bei so etwas schleiche ich mich sonst schnellstens davon. Hier war es anders. Jede bekam einen Streifen Papier mit verschiedenen Buchstaben, die es der Reihe nach abzuarbeiten galt. Im großen Raum verteilt hingen auf Klappkarten ebendiese Buchstaben an der Wand. Man lief also zum »K«, dort trudelten weitere vier, fünf Frauen ein, wir klappen die Aufgabe auf die es zu besprechen gilt: »Hast Du schon einmal daran gedacht aufzuhören mit deinem Instrument?« Im Nu ist man mittendrin von erlebten Krisen zu erzählen und zu hören – bis eine Musik unterbricht und man weitergeht zum nächsten Buchstaben: »Was würdest du dieses Wochenende tun, wenn du nicht hier wärest?« An dieser Station erfahre ich von großen dicken Hunden, von Rudermannschaften und Wochenmärkten.

Und weiter zum nächsten Buchstaben… Normalerweise bleiben die Bläserinnen unter sich, gerade noch unterhält sich mal Holz mit Blech, nach diesem Spiel dachte ich: Wie albern ist das eigentlich, was entgeht mir! Und das ist nur ein Beispiel für die phantastische Organisation dieses Wochenendes. Beatrice, Mary Ellen und ihr Team hatten an alles gedacht und ich konnte mich reinlegen in das Vergnügen, einfach nur spielen, proben, zwischendurch gemeinsam Mittagessen, Registerprobe, Tuttiprobe, abends zusammen abhängen im Hotel Bett&Buch, das wir ganz für uns allein hatten.

Und die Stücke waren gut gemischt! Amy Beach, Eilende Wolken (1892), hier seufzt Maria Stuart vor dem Gang zum Schafott voller Sehnsucht nach ihrem früheren Leben, die Altistin singt, Perlen von Musik schweben durch den Raum, Flöte und Fagott, die Geigen setzen ein, zum Heulen schön und ganz nach meinem Geschmack: Bitte mehr Musik der Romantik!

Sources secrètes (2023), ein Stück der zeitgenössischen Komponistin Dorothea Hofmann ist ernüchternd für mich. Viel und großartige Pauke, Schlagwerk, schwierige Bläsereinsätze, zitternde Geigen (mit Absicht!) – cool irgendwie.

Parisiana von Germaine Tailleferre (1953) ist das längste Stück und erinnert mich in seiner Ausgelassenheit an Leonard Bernstein. Mein Liebling ist Tableaux parisiens von Valbourg Aulin,(1886), der 4. Satz ein grandioser Ohrwurm. Die Dirigentin Mary Ellen verströmt diesen Mix aus Vertrauen und Ansporn, den man an Dirigenten und Dirigentinnen liebt: Hey ihr könnt es, und strengt euch an! Und sie gibt gefühlt ALLE Einsätze, so etwas hab ich noch nie gesehen!

Ich durfte drei Tage lang spielen, hatte Small und Big Talk vom Feinsten, eine gelungene Präsentation vor begeistertem Publikum – ein Traum für jede Musikerin.

Mirjam Glaser, 06.05.2024

Über das FOP 2024 gibt es zudem beim BR Klassik einen Artikel »Meisterinnen und ihre Werke«
von Maria Ossowski. Dieser kann hier kostenfrei gelesen werden.
Die Ausschreibung zum FOP 2024 gibt es hier.

Bild: Lisa Jockusch

FOP 2024 – Stimmen

Liebe Beatrice, liebes Team,
tausendmal Danke für ein wunderbares Wochenende voller interessanter Begegnungen und toller
Musik!
Ich kann nur ahnen, wie viel Arbeit hinter dem ganzen Projekt steckt – es war wirklich alles perfekt vorbereitet und organisiert, so dass man sich ganz der Musik widmen konnte, und das waren ja unglaubliche Funde!

Danke! – A.

Liebe Beatrice,
hab mich noch selten in 85 Frauen auf einmal verliebt – herrje war das ein schönes Wochenende.
Das strahlt sicher noch lang in mein Leben!
Ich ziehe alle Hüte vor Dir (und Deinem Team) und bin Dir so dankbar für diese wunderschönen, lustigen und herausfordernden Tage in dieser supporting Atmosphäre!!

Alles Liebe, M.