Gründung

Im Jahr 2007 fanden sich in Berlin einige Frauen zusammen, um gemeinsam Musik aus Frauenfeder zu spielen. Der erste Impuls ging von der Kontrabassistin Gudrun Schnellbacher aus, die in der Staatsbibliothek Berlin die Partitur von Emilie Mayers Ouverture Nr. 3 in C-Dur gefunden hatte. Mit Cornelia Gottberg aus Hamburg, ebenfalls an Frauenmusik interessiert, fand sich eine Dirigentin. Voller Elan wurde die Partitur kopiert, zerschnippelt und zu Stimmen zusammen gesetzt, immer im Beisein von Mops Paula, quasi dem Maskottchen des Projektes. 17 Frauen brachten das Werk zur Aufführung. Viele von ihnen spielen im Concentus Alius, dem schwul-lesbischen Orchester Berlins, das sich der Idee sehr verbunden fühlt und das FOP immer wieder unterstützt. Von Beginn an waren aber auch Mitspielerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet dabei. Es war ein beglückendes Wochenende voller Engagement, so dass schnell fest stand, sich im nächsten Jahr wieder zusammen zu finden.

Als Frauenorchesterprojekt (FOP) lebt die Initiative nunmehr im zehnten Jahr fort. Einmal pro Jahr treffen sich Frauen, um unter der Leitung einer Dirigentin ungehörte Musik von Komponistinnen aufzuführen. Viel ist in der Zwischenzeit passiert. Die Besetzung wurde immer größer, immer wieder konnten professionelle Musikerinnen zur Unterstützung gewonnen werden. Als Dirigentin stand Monica Buckland zweimal am Pult, deren Werkauswahl und Dirigat von großer Kenntnis und Professionalität zeugte. Nicht minder gut vernetzt und professionell ist die aktuelle Dirigentin des Projekts, Mary Ellen Kitchens aus München. Sie ist nicht nur Leiterin der Abteilung Bestandsmanagement und Digitalisierung beim Bayrischen Rundfunk, sondern sitzt auch als Vorsitzende des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik, dem Trägerverein des Archivs Frau und Musik in Frankfurt/Main, gleichsam an der Quelle zum Thema musikschaffender Frauen.

Beatrice Szameitat
(aus: DAS LIEBHABERORCHESTER 1/ 2017, Hg.: Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester e.V., Dresden, S. 48)